Antinomieproblem der reinen Vernunft

von Andrea

Die Antinomie der Vernunft und die Lösungsversuche Kants und Hegels

Kants Entdeckung des Problems der Antinomie

Es war Kants Verdienst zu entdecken, daß sich die Vernunft unter bestimmten Bedingungen in Antinomien verwickelt.Er problematisiert dies in der Transzendentalen Dialektik der Kritik der reinen Vernunft (Text, KrV zur Antinomie: „WWW.zeno.org zu Kants Kritik der reinen Vernunft, Antinomie der reinen Vernunft.“)

Kant hat in der Vorrede der ersten Auflage der Kritik der reinen Vernunft den schönen Satz geschrieben:

„Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.“

Nach Kant kann Metaphysik nicht als Wissenschaft betrieben werden, weil ihre Inhalte nicht empirisch bewiesen werden können. Dennoch ist der Mensch von Natur so beschaffen, dass er immer über die Welt der bloßen Erscheinung hinausgelangen möchte. Wir werden durch unsere Vernunft selbst genötigt, das Ganze, die Totalität zu denken, so Kant.

Unter bestimmten Bedingungen verwickele sich die Vernunft dabei notwendigerweise in Widersprücher. Antinomie ist ein „Zustand der Vernunft“ in dem sie für einen Satz ebensoviele Gründe vorbringen kann, wie für sein Gegenteil.

Die einzelnen  Antinomien werden bei Kant in Form von Thesis und Antithesis zunächst gegenübergestellt. Danach wird jeweils ein Beweis für die These und für die Antithese geführt. An die Beweise schließt sich jeweilig eine Anmerkung an, die die Entstehung des Widerspruches erläutern und Hinweise zu seiner Auflösung bieten.

Die 4 Antinomien der reinen Vernunft nach Kant

I

„Die Welt hat einen Anfang in der Zeit, und ist dem Raum nach auch in Grenzen eingeschlossen.“

gegen

„Die Welt hat keinen Anfang, und keine Grenzen im Raume, sondern ist, sowohl in Ansehung der Zeit, als des Raumes, unendlich.“

II.

„Eine jede zusammengesetzte Substanz in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts als das Einfache, oder das, was aus diesem zusammengesetzt ist.“

gegen

„Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts Einfaches in derselben.“

III.

„Die Kausalität nach Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesamt abgeleitet werden können. Es ist noch eine Kausalität durch Freiheit zur Erklärung derselben anzunehmen notwendig.“

gegen

„Es ist keine Freiheit, sondern alles in der Welt geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur.“

IV.

„Zu der Welt gehört etwas, das, entweder als ihr Teil, oder ihre Ursache, ein schlechthin notwendiges Wesen ist.“

gegen

„Es existiert überall kein schlechthin notwendiges Wesen, weder in der Welt, noch außer der Welt, als ihre Ursache.“

(z.B.https://de.wikipedia.org/wiki/Antinomien_der_reinen_Vernunft)

Der Widerspruch kann nicht zu Gunsten von These oder Antithese entschieden werden.

Diagnose und Therapie des Antinomieproblems

Kant hat aber zu dem Antinomieproblem sowohl eine Diagnose geliefert als auch eine Therapie vorgeschlagen.

Falscher Gebrauch der Vernunft in der traditionellen Metaphysik ist nach Kant die Ursache der Widersprüche. Das Problem entstehe, wenn man versuche, ein Bedingtes der Welt als vollständig bedingt zu denken (wie in Leipnizschen Satz vom zureichenden Grunde) Wir seien von der Vernunft dazu genötigt, da diese stets versucht, das Ganze als Totalität zu denken.

„Die Vernunft fordert dieses nach dem Grundsatze: wenn das Bedingte gegeben ist, so ist auch die ganze Summe der Bedingungen, mithin das schlechthin Unbedingte gegeben, wodurch jenes allein möglich war.“ (Kant, KrV, Antinomie der Vernunft. Text unter: https://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/283.html)

Kant schlägt eine Lösung des Problems vor. Die oben Aussagen, die zur Antinomie führen,sind allein mit Mitteln der Transzendentalphilosophie zu lösen, die Grenzen der Vernunft sind zu beachten:

Sowohl Vernunft als auch Sinnlichkeit sind die Grundlagen Der Erkenntnis. Es zeigt sich, dass der Begriff „Welt“ in These und Antithese mal empirisch (mittels der Sinne), mal „intellektuell“(mittels Verstand) benutzt werde, es ist ein Sammelbegriff eines Systems aller GegenständOhne diese Verwechslung stellen sich These und Antithese der beiden ersten Antinomien als gleichermaßen falsch, die der dritten und vierten Antinomie als möglicherweise beide wahr heraus für jeweils eine der beiden Verwendungsweisen des

Weltbegriffs.(https://de.wikipedia.org/wiki/Antinomien_der_reinen_Vernunft)

Die Therapie bei Kant besteht im Grunde darin, die Vernunft dazu anzuhalten, sich in der Erkenntnis der Welt nicht über die Grenzen der möglichen Erfahrung hinauszuwagen.

Hegels Lösung des kantschen Antinomienproblems

Hegel meint, Kant verschone „zärtlich“ die Welt vor dem Widerspruch. Die Welt soll bei Kant den Makel des Widerspruch nicht an sich haben, vielmehr soll dieser lieber der Vernunft zukommen. Tatsächlich aber sei – so Hegel- die Welt selbst widersprüchlich. , eben als unbedingte Einheit des Bedingten und Unbedingten.

Hegel hält Kant für kleinmütig, weil er die Vernunft in enge Grenzen einschließen wolle.

Kant – so Hegel- verbiete sich selbst die vernüftige Erkenntnis der Wirklichkeit, denn diese sei nunmal voller Widersprüche. Deshalb erfordere sie die Dialektik.

Fazit:

Kant will die Widersprüche, die auf dem Weg der totalisierenden Begriffsbildung unvermeidbar entstehen, durch methodische Restriktion vermeiden. Hegel versucht in diesen Widersprüchen und mit diesen Widersprüchen dialektisch weiterzudenken. (Schnädelbach, Hegel, S. 32)

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