9. Das in-der-Welt-sein als Mit- und Selbstsein. Das “Man”.
12. Juni 2016
Veranstaltung vom 09.06.2016
von Andrea
Kritik an der klassischen Subjektphilosophie
Viertes Kapitel § 25:
Das In-der-Welt-sein als Mit- und Selbstsein. Das „Man“
Bei der Untersuchung des In-der-Welt-seins ist das Dasein in seiner Alltäglichkeit Thema. Heidegger untersucht zuerst das Phänomen der Welt, ausgehend vom innerweltlich Zuhandenem, weil der Mensch in seinem Alltag sich in typischer Weise zur Welt verhält. Welt wird zunächst durch das Zeug verstanden.
Das Dasein ist von seiner Welt benommen. Seinsart des Aufgehens in der Welt und das zugrunde liegende in-Sein bestimmen das Phänomen, dem jetzt nachzugehen ist (SZ S.. 113 unten). Dies geschieht mit der Frage:
“Wer ist es, der so in der Welt und in der Alltäglichkeit des Daseins ist?”
bei Wittgenstein – der spielende Mensch
bei Karl Marx – der arbeitende Mensch
vorher in der klassischen Philosophie war es das “ich”: Was diesem “ich” begegnet ist verschieden, aber das ich bleibt identisch.
Descartes- cogito ergo sum
Gegenposition: wIr erfinden das Subjekt, wir erfinden die Welt
Exkurs Subjekt-Philosophie:
Mit der Reflexion auf das eigene Erkenntnisvermögen erfolgte in der Neuzeit ein Bedeutungswandel. Der Begriff des Subjekts wurde nun eingeschränkt auf das erkennende Ich. Es entstand die Vorstellung eines Dualismus von einer (geistigen) Innenwelt und einer (materiellen) Außenwelt. Seitdem versteht man in der Philosophie unter Subjekt den menschlichen Geist, die Seele, das sich selbst gewisse und sich selbst bestimmende Ich-Bewusstsein. (Wikepedia)
Bei Heidegger erfolgt in § 25 eine Destruktion der klassischen Subjektphilosophie.
Bereits Nietzsche hatte fundamentale Kritik am neuzeitlichen Subjektbegriff formuliert. Er bezeichnete Descartes Idee eines Ich als „Fabel“. Diese ist darin begründet, dass Descartes in dem grammatischen Satz „Ich denke“ bereits das Ich als existierend voraussetzt und damit einen Zirkel erzeugt.(Wikepedia)
„Niemand [ist] heute mehr so unschuldig, noch in der Art des Descartes das Subjekt ‚ich’ als Bedingung von ‚denke’ zu setzen; vielmehr ist durch die skeptische Bewegung der neueren Philosophie die Umkehrung, nämlich das Denken als Ursache und Bedingung sowohl von ‚Subjekt’wie von ‚Objekt’, wie von ‚Subustanz’ wie von ‚Materie’ anzunehmen – uns glaubwürdiger geworden: was vielleicht nur die umgekehrte Art des Irrthums ist“ (KSA 11, 637 (40[20])). Für Nietzsche bleibt die Frage zu klären, „[…] Doch, es gibt das Ich, Es gibt das Ich’, d.h. ‚Das Denken gibt das Ich’. Das Ich ist das Ergebnis des Denkens – nicht umgekehrt. […] Das Ich ist keine Person, sondern ein Personalpronomen in einem Satz, und nicht das Ich bildet den Satz, sondern der Satz bildet das Ich“
“Wer” hatte in der klassischen Philosophie das Wesen der Vorhandenheit.
Dasein kann nach Heidegger nicht als Vorhandenes verstanden werden.
“Wer ” darf also nicht mit einer Essenz des Daseins, nicht mit einem Kern des Daseins beantwortet werden. Dasein ist nur, indem es existiert, also als Lebensvollzug
Verweisung auf ein Mitdassein
Alles in der Welt verweist
- auch S 71 Zeile 3
Gegenstände sind Zeichen von jemandem. So verweist zum Beispiel das verankerte Boot am Ufer auf dessen Besitzer, die Mausefalle vor dem Mauseloch auf den Mausefallensteller.
Wir begegnen Zeug (Falle, Boot), das für andere Zuhandenes ist